Demokratische Vision aus Nord- und Ostsyrien
In einer Zeit, in der Populismus und Rechtsextremismus weltweit auf dem Vormarsch sind, unsere Demokratie an ihre Grenzen stößt, die Kriege in der Welt und auch in der Region Rojavas immer weiter eskalieren und die Zeit zur Bekämpfung des Klimawandels drängt, braucht es mehr denn je neue Ideen, Impulse und Visionen.
Im Nordosten Syriens (auf kurdisch “Rojava”) entwickelt sich seit über 12 Jahren ein inspirierendes Experiment auf der Basis von Selbstbestimmung, Frauenbefreiung, Rätedemokratie sowie multiethnischem und multireligiösem Zusammenleben. Feminismus, Solidarität und Gerechtigkeit werden hier auf einzigartige Weise gelebt.
Dieses gelebte Experiment, samt seiner Chancen und Herausforderungen, wollen wir im Rahmen einer anderthalbtägigen Konferenz näher betrachten und diskutieren. Diese Tagung haben wir vor dem Sturz des Assad-Regimes vorbereitet. Auch wir sind überrascht und bewegt von den aktuellen Entwicklungen in Syrien. Wir denken jedoch, dass jetzt mehr denn je Zeit ist, über Nord- und Ost-Syrien und die dortigen Selbstverwaltungsstrukturen zu sprechen. Wir werden demnach auch die aktuellen Entwicklungen näher beleuchten und besprechen.
Lasst uns also gemeinsam demokratische Zukunftsvisionen und Perspektiven für Frieden und Gerechtigkeit entwickeln!
Die Tagung findet vom 25. bis zum 26. Januar statt! Ein voller Samstag und ein Sonntagvormittag.
Es wird Vorträge, Workshops & Diskussionen geben. Außerdem wird es am Samstag einen gemeinsamen Bar-Abend mit Livemusik zum Austauschen und Tanzen. Wir werden außerdem für diejenigen, die weiter anreisen, eine Bettenbörse organisieren. Auch gemeinsames Essen wird nicht fehlen – es ist also für alles gesorgt!
Wenn du Probleme mit der Anmeldung hast, melde dich auch gerne einfach per E-Mail an bildung@collegiumacademicum.de. Folg uns außerdem auf Instagram , um auf dem Laufenden zu bleiben.
Das Programm
09:30 Uhr: Auftakt & Begrüßung
10:00 Uhr: Einstieg: Politischer Lagebericht
- Ein Rückblick auf 12 Jahre Selbstverwaltung sowie eine Einordnung der aktuellen politischen Geschehnisse im Norden und Osten Syriens aus erster Hand (mit Ali Çiçek).
11:00 Uhr: Perspektive Frauenbefreiung
- Wir tauchen weiter ein mit Einblicken in die theoretischen Grundlagen und die praktische Umsetzung der letzten 50 Jahre der kurdischen Frauenbewegung. Wie ist diese Bewegung entstanden, wofür kämpft sie? Wie sieht anti-patriarchale Praxis in der Bewegung aus? Warum handelt es sich in Rojava um eine Frauenrevolution und wie findet die Jahrzehnte lange Aufbauarbeit heute Ausdruck in Nord- und Ostsyrien? Außerordentliche Einblicke und Impulse für Reflexion erwarten uns gleich zu Beginn der Tagung (mit Anja Flach).
13:00 Uhr: Mittagspause
- Beim selbstgekochten Mittagsessen können erste Gedanken geteilt und diskutiert werden.
14:30 Uhr: Perspektive Demokratie
- Was kann Demokratie bedeuten? Ein Impulsvortrag über die demokratischen Strukturen in Rojava und den Schattierungen und der Vielfalt demokratischer Lebensweisen anhand dieses Beispiels. Im Zentrum steht die Idee des demokratischen Konföderalismus (mit Müslüm Örtülü).
15:30 Uhr: Workshops
- Eine Vielzahl an Denkwerkstätten erwartet uns: ob Alltagserfahrungen & Geschichten aus Rojava, Ökologie und Klimawandel, Jineoloji (“Wissenschaft der Frauen”), das transnationale Mediennetzwerk der kurdischen Freiheitsbewegung, Dekolonialismus, Repression von Kurd*innen in Deutschland, Femizide als Kriegsführung - Perspektiven aus der Region Rojava und darüber hinaus werden selbstkritisch und lebhaft diskutiert, erfahren, reflektiert (mit Ayten Kaplan, Alexander Glasner-Hummel, Kerem Schamberger, Leonie Baumgarten Egemole, Ercan Ayboga, Anja Flach, Jineolojî Netzwerk Deutschland, Women Defend Rojava).
17:00 Uhr: Pause
- Kleine Pause mit Kaffee und Kuchen.
17:30 Uhr: Perspektive Frieden
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Salih Muslim, führender Vertreter der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (TEV-DEM) und eine der zentralen Stimmen Rojavas, wird per Videoanruf zugeschaltet. Er wird aus erster Hand über die Entwicklungen, Herausforderungen und Visionen aus Nord- und Ost-Syrien berichten.
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In unserem direkt anschließenden Diskussionspanel mit Gäst*innen aus Deutschland und Kurdistan wollen wir über Krieg und Frieden reden. Wie ist die Situation nach dem Sturz des Assad-Regimes? Wer sind die Akteure in den aktuellen Auseinandersetzungen und welche Interessen verfolgen sie? Welche Rolle und Verantwortung hat Deutschland? Und vor allem: Wie kann Solidarität mit der Zivilbevölkerung gelingen, was braucht es für den Frieden und welche demokratischen Lösungsperspektiven gibt es? (mit Leyla Îmret, MdB Max Lucks, MdB Gökay Akbulut und Sara Stachelhaus).
19:30 Uhr: gemeinsames Abendessen und Kulturprogramm
- Wir lassen den Tag gemeinsam in einem lockeren Rahmen ausklingen. Es erwarten uns ein selbstgekochtes Abendessen, ein kurdisch-anatolisches Kulturprogramm und natürlich Einblicke in das selbstorganisierte Wohnen und Feiern im CA!
ab 9:00 Uhr: gemeinsames Frühstück
- Mit Çay und Kaffee möchten wir einen gemütlichen Rahmen für Austausch am frühen Morgen schaffen.
10 Uhr: Perspektive Sicherheit
- Mit einem Vortrag über die Idee des Abolitionismus, also die Abschaffung der Polizei, nähern wir uns dem Thema Sicherheit zunächst aus theoretischer Perspektive. Inwiefern es beim Abolitionismus nicht nur um das Abschaffen einer Institution, sondern das Schaffen von neuen, demokratischeren Strukturen geht, erklärt uns unser Gast von der Universität Heidelberg (mit Prof. Dr. Michael Haus).
11 Uhr: Sicherheit in Rojava
- Wir erhalten einen Einblick in die Wirklichkeit in Rojava. Wie wird in einer von Krieg zerrütteten Region Sicherheit organisiert? Und welche Strukturen gibt es, um dies selbstverwaltet und möglichst ohne Gewaltstrukturen zu erreichen? Über neue Wege um Frieden, Gerechtigkeit und Sicherheit zu denken (Livestream mit einem Asayîş-Mitglied aus der Autonomen Administration Nord- und Ostsyrien).
12:30 Uhr: Abschluss
- In einem gemeinsamen Abschluss und mit einem Keynote-Vortrag wollen wir noch einmal zentrale Erkenntnisse und Diskussionspunkte der Tagung hervorheben (mit einem Überraschungsgast).
Ausstellung: Jin Jiyan Azadî – die Errungenschaften der Frauenrevolution
Die Ausstellung „Jin Jiyan Azadî – die Errungenschaften der Frauenrevolution“ wurde zusammen von Kongra Star (Nord- und Ostsyrien), dem Europakomitee der Stiftung der Freien Frauen Syriens (WJAS) und Women Defend Rojava erarbeitet. Sie wirft mit ihren aussagekräftigen Bildern und Texten einen Blick in die verschiedenen Lebensbereiche, in denen die Frauen der Region ihre selbst verwalteten Strukturen aufgebaut haben. Mit Blick auf 13 Themen erzählen insgesamt 26 Stoffbanner durch kurze, prägnante Texte und großformatige Fotos vom Leben und Wirken der Frauen.
Unsere Gäst*innen
Anmeldung
Für eine bessere Planung sind wir auf Ihre Anmeldung angewiesen. Bitte melde dich unter diesem Link an. Die Teilnahme ist kostenlos.
Anfahrt
Die Tagung findet in den Räumlichkeiten des selbstverwalteten Wohnheims Collegium Academicum (CA), Marie-Clauss Straße 3, 69126 Heidelberg statt (Anfahrt). Das CA befindet sich in einem autofreien Quartier. Wir können vor Ort somit keine Parkplätze bereitstellen und empfehlen daher eine Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Neben unserer Fläche hält auch die Straßenbahn der Linie 24, die direkt mit dem Heidelberger Hauptbahnhof verbunden ist.
Veranstalter und Förderung
"Perspektive Rojava" ist eine Veranstaltung des Fördervereins Collegium Academicum Heidelberg e.V. und wird von Mitgliedern des Wohnprojekts Collegium Academicum organisiert. Die Veranstaltung wird ermöglicht durch Förderungen der Stadt Heidelberg und der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.